In der Arbeitsgruppe (AG) Epidemiologie liegt der Schwerpunkt auf der Durchführung bevölkerungs- und subgruppenbezogener Projekte. Im Fokus dieser Projekte steht die Forschung zu arbeitsbedingten Belastungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit anhand von Beobachtungs- sowie Quer- und Längsschnittstudien in verschiedenen Betrieben bzw. Wirtschaftsbranchen und eingebettet in eine große Kohortenstudie.
In der Arbeitsepidemiologie werden Expositionen gegenüber gesundheitsschädlichen Substanzen, kanzerogenen Noxen sowie Belastungen und Beanspruchung durch spezifischen Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz untersucht. Das kann etwa der berufsbedingte Kontakt mit Asbest oder chemischen Noxen sein oder auch durch technische Veränderungen im Arbeitsablauf aufgrund der Digitalisierung wie z. B. infolge von Datenbrillen und Exoskeletten. Untersucht werden auch mögliche gesundheitliche Effekte von Schicht- und Nachtarbeit und der Einfluss von Licht auf die Chronobiologie. Die Assoziation zwischen den verschiedenen Expositionen und dem zu untersuchenden Endpunkt wird in statistischen Analysen ermittelt, die den Einfluss von u. a. sozioökonomische Faktoren, anthropometrische Daten, Lebensstilfaktoren, Ernährung, Vorerkrankungen sowie Bewegung und Sport berücksichtigen.
Die Beteiligung an der großen, bevölkerungsrepräsentativen Kohortenstudie „Hamburg City Health Study (HCHS)“ ermöglicht eine umfassende Datenerhebung bei insgesamt 45.000 Hamburger Proband/innen im Alter von 45 bis <75 Jahren, die über einen Zeitraum von sechs Jahren rekrutiert werden. Das Projekt zur Reduktion der berufsbedingten COPD (chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen), das von der AG Epidemiologie in Kooperation mit dem Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen (CVcare, UKE) durchgeführt wird, ist in die HCHS eingebettet. Ziel dieses Projektes ist es, spezifische und gezielte Präventionsmaßnahmen für Arbeitnehmer/innen abzuleiten, die am Arbeitsplatz gegenüber Gasen, Dämpfen, Stäuben und Rauch exponiert sind. Ein weiteres Projekt, das zur Prävention am Arbeitsplatz beitragen wird, ist die Neuerstellung der Leitlinie zu „Gesundheitlichen Aspekten und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit“ (S2k-Leitlinie).
Die erweiterte Zugehörigkeit des ZfAM zur Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV) der Stadt Hamburg stellt sich auch in Kooperationen z. B. mit dem Gewerbearzt und verschiedenen Projekten zum Gesundheits- und Arbeitsschutz von Beschäftigten im Öffentlichen Dienst dar, die teilweise gemeinsamen mit den anderen Arbeitsgruppen des ZfAM durchgeführt werden. Außerdem berät die AG Epidemiologie innerhalb des ZfAM zur Entwicklung von Studiendesigns und unterstützt die Erstellung von projektspezifischen Fragebögen sowie die Datenerfassung und –auswertung bzw. Analyse der Ergebnisse aus Projekten des Institutes.
Das methodische Spektrum der AG Epidemiologie umfasst systematische Literaturrecherchen, die Entwicklung von arbeitsepidemiologischen Konzepten für Projekte und von zugehörigen elektronisch lesbaren Fragebögen und Online-Tools zur Befragung von Proband/innen. Zur Auswertung und statistischen Analyse werden die Softwareprogramme R, SPSS und SAS genutzt.
Promotionsstudent/innen der Humanmedizin, die während ihrer Dissertation direkt von der AG Epidemiologie oder in einer anderen AG des ZfAM betreut werden, werden in der Anwendung von epidemiologischen und statistischen Methoden beraten. Auch Masterstudent/innen der Fächer Gesundheitswissenschaften, Health Sciences oder Public Health werden im Rahmen ihrer Praktika betreut und können epidemiologische Masterarbeiten durchführen.